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Juli 2003

Marco, besser gesagt Flex der Biegsame, von In Extremo hat Evil Rocks Hard freundlicherweise einige Fragen zum neuen Album "7" beantwortet...

Hallo Flex! Was ich mich schon immer gefragt habe, wie entstanden denn eure Künstlernamen wie "Flex der Biegsame" oder "Das letzte Einhorn"?

Hi! Im Mittelalter wurden Spielleuten Namen gegeben nach irgendwelchen markanten Eigenschaften oder Herkunften. Beispielsweise Walter von der Vogelweide kam - wie unschwer erkennbar - von einer Vogelweide!

Also bist du sehr gelenkig, stimmt's?

Genau, ich habe früher viel Akrobatik gemacht, daher mein Name "Flex der Biegsame". Die Geschichte von unserem Sänger Micha, auch bekannt unter "Das letzte Einhorn", ist lustig, denn er hat früher T-Shirts von Klaus Kinski mit dem Aufdruck "Das letzte Einhorn" gedruckt und als Promotion die Shirts oft selbst angezogen. Irgendwann war er dann plötzlich "Das letzte Einhorn". Unsere wirklichen Namen sind vielen gar nicht bekannt, da sie bislang in keinem Album erwähnt wurden. Auf "7" und der Single sind diese erstmals aus rechtlichen Gründen abgedruckt.

Euer neues Album "7" wurde erstmals nicht in der Großstadt Berlin produziert, sondern in den Principal Studios in ländlicher Gegend gelegen. Warum dieser Wandel?

Wir wollten Abstand nehmen von diesem Hin- und Her zwischen zu Hause und dem Studio und eine ganze Zeit lang zusammen leben und Songs schreiben. Da kommt mehr am Ende heraus, als wenn man jeden Abend wieder auseinander geht und nach Hause fährt. Wenn einem vorm Schlafengehen noch etwas einfällt, weckt man schnell die andern und erzählt es Ihnen. Mit der Sehnsucht nach unseren Frauen entstehen dann auch Songs wie 'Erdbeermund' oder 'Küss mich'.

"7" ist eigentlich der perfekte Albumtitel für eure CD, da ihr 7 Musiker seid, seit 7 Jahren zusammenspielt und dies mittlerweile Euer 7tes Album ist. Stand dieser Titel schon von vornherein fest?

Wir hatten irgendwann mal vorgehabt, alle unsere Albumtitel mit 3 Silben auszusuchen, z.B. "Sünder ohne Zügel", "Verehrt und Angespieen" oder "Weckt die Toten". Diesmal standen auch wieder verschiedenen Namen zur Auswahl wie "Wie Ihr's wollte" oder "Wir können auch anders", irgendwann kam dann die Idee auf, dass "7" wirklich hervorragend zu diesem Album passen würde. Die Zahl hat zudem etwas manisches, etwas geheimnisvolles, dass sie so perfekt macht für die Platte.

Ihr hattet interessante Gäste im Studio mit Thomas D oder Henning von den H-Blockx. Habt ihr die Jungs gefragt oder kamen diese auf euch zu?

Das ist alles spontan entstanden, da man sich vorher schon gut verstanden hat auf Festivals und diversen anderen Gelegenheiten. Thomas D wollte einfach einmal in das Rock Milieu einsteigen, also hat unser Sänger Micha ihm den Song 'Ave Maria' mit nach Hause gegeben und er kam kurze Zeit später mit seinem Vorschlag ins Studio, den wir innerhalb von 3 Stunden und einem Bier einspielten, das hat sehr gut funktioniert. Henning ist auf einer Auskopplung zu hören, die nach dem Album veröffentlicht wird. Der Song ist etwas punkig angehaucht, rockt aber ganz schön. Zudem hat uns Paddy Kelly noch einen Besuch abgestattet und den Refrain von 'Küss mich' mit Micha zusammen eingesungen und Clawfinger haben sich eines Remixes von 'Küss mich' angenommen. Geplant von alledem war aber fast nichts, das kam alles spontan!

Gibt es einen roten Faden durch das Album oder hängen die Stücke nicht zusammen?

Einen roten Faden gibt es nicht, das sind alles eigenständige Songs, die ihr eigenes Thema besitzen. Nur die Sehnsucht kommt eben immer wieder hervor, aber das liegt wie schon gesagt an unseren leider nicht anwesenden Frauen.

Worum geht es denn in dem Song 'Pferdesegen'?

Der Song stammt aus dem 10.Jahrhundert und ist wie die 'Merseburger Zaubersprüche' aus einer Sammlung alter Zaubersprüche. Es geht um die Heilung von Pferden von Würmerbefall, da das Pferd eine sehr hohe Stellung im Mittelalter hatte, ein wichtiger Spruch.

Am Ende des Album steht schon fast symptomatisch der Song 'Segel setzen'. Wohin soll denn die Reise gehen?

Der Song sollte interessanterweise gar nicht aufs Album drauf. Er hat aber sozusagen den Frauenbonus, da so viele Frauen (unter anderem unsere Managerin) gesagt haben "den müsst Ihr nehmen", da konnten wir gar nicht anders.

Ihr habt auf dem Feuertanz Festival einen sehr tollen Gig gespielt. Dort war die Creme de la Creme des Mittelalterrock zu Gast. Wie versteht man sich da mit den anderen?

Dufte! Das sind alles nette Leute, man sitzt zusammen und redet - nicht grade über mittelalterliche Themen - das macht einfach Spaß. Besonders die Band Schandmaul ist cool, unser Micha hat ja auch auf ihrer DVD mitgewirkt.

Hast du nicht mal Interesse an einem Side-Project nur aus Mittelalterlichen Melodien bestehen?

Abgeneigt wäre ich nicht, das ist sicherlich ein großer Spaß. Die Mittelalter-Fraktion aus unserer Band, Dr. Pymonte und Yellow Pfeiffer und ich spielen ja manchmal einfach so zusammen Irish Folk. Momentan ist da aber nichts am laufen.

Vielen Dank für das interessante Interview, viel Spaß noch bei hoffentlich weiteren 7 Alben und 7 Jahren!

Thomas Schmitt