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März 2003

Sonja und Thomas von der Formation L'Âme Immortelle beantworteten uns in der Darmstädter Centralstation folgende Fragen...

Ist die neue CD stilistisch anders als die Bisherigen und wenn ja, inwiefern?

Sonja: Ja, also da wäre sehr verstärkt die Gitarre, was ja auch nicht zu überhören ist und das erste Mal haben wir bei einigen Songs auch ein echtes Schlagzeug verwendet. Außerdem war es bisher so, dass die Instrumente einzeln eingespielt wurden, diesmal haben wir Bratsche, Cello und Geige zusammen eingespielt. Das gibt dann natürlich einen schöneren orchestralen Effekt. Noch dazu war die Produktion in einem sehr guten Studio und wir hatten auch viel mehr Zeit: Wir waren 4 Wochen da und... ja, das waren dann mal die hauptsächlichen Veränderungen.

Thomas: Ja, da hat die Sonja ja schon alles gesagt, da fällt mir nix mehr zu ein.

Wie seid ihr zu den Texten gekommen?

Thomas: Also ich verarbeite halt in den Texten meine letzte gescheiterte Beziehung. Und ich hatte da eigentlich 2 Jahre: das erste Jahr, um den Text zu schreiben...dieses Verlassenwerden in allen gefühlsmäßigen Aspekten beleuchtet und aufarbeitet. Das zweite Jahr stand unter dem Motto des Konservierens, sprich: das Album aufzunehmen, das Artwork zu machen und so weiter. Das ging insgesamt 2 Jahre, also 21.Februar 2001 bis 21.Februar 2003. Und dann kam die Tour, wo ja eigentlich erst das offene Gespräch mit dem Zuhörer beginnt.

Nun zum Artwork der CD. Habt ihr das selber gemacht?

Thomas: Die Grundidee war so, dass wir uns zusammengesetzt haben und überlegten, was passen würde, und da kam das Albenkonzept natürlich spontan ins Auge. Wir hatten die Idee mit diesem Tagebuchprinzip und den Überlappungsbildern. Das hat Sonja dann zusammen mit Oliver Schlemmer (www.irrlichtartwork.de) ausgearbeitet.

Wie ist die Tour denn bisher so gelaufen?

Sonja: Also sehr sehr positiv, kann man wirklich sagen. Wir sind total happy.

Thomas: Ausverkaufte Konzerte, alles sehr sehr gut gelaufen. Überall begeisterte Fans zurückgelassen und viele Neue dazugewonnen. Also, ich sag jetzt mal: Die beste Tour bis zum heutigen Tag, definitiv!

Hatten ihr schon extreme Pannen auf den Touren?

Sonja: So extreme Pannen nicht...bis jetzt haben wir es immer ganz gut hinbekommen. Was auf der Tour z.B. ein bisschen Schade war, war dass wir in Nürnberg technische Probleme hatten. Wir haben dann auch versucht noch etwas zu retten und mit einem Lied dreimal begonnen was dann leider auch nicht geklappt hat, aber wir haben es mit einer Coverversion von 'November Rain' dann doch noch ganz gut geschafft das Konzert zu beenden. Natürlich passieren hin und wieder immer ein paar Sachen. Zum Beispiel bin ich mal mit einem Kleid, das ziemlich eng und nicht dehnbar war, eine höhere Treppe hoch...und ich bin voll auf die Fresse gefallen und lag dann da, es kam mir vor wie Stunden obwohl es eigentlich fast niemand bemerkt hat. Sehr schockierend war auch: Wir haben mal eine Zeit lang 'Voiceless' mit verbundenen Augen aufgeführt und es lief auch normal ganz gut, bloß dann hab ich mir eingebildet es wäre eine gute Idee es als erstes Lied zu spielen und die Backliner wollten mich mit verbundenen Augen auf die Bühne hinaus stoßen und es hat auch alles funktioniert bloß als ich die Augenbinde abgemachte hab ich gemerkt, dass ich das ganze Lied mit dem Rücken zum Publikum gesungen hatte. Das war ein bisschen...na ja...aber was ganz Grobes ist dann nicht passiert, nur Kleinigkeiten und...ich denke mal die Leute verstehen das dann auch.

Gibt es irgendwelche Bands, mit denen ihr unbedingt mal Touren wollt?

Thomas: Linkin Park. (lacht)

Sonja: London After Midnight würde mit gefallen oder Depeche Mode...

Thomas: Ja, Depeche Mode...darauf kann man sich wohl einigen.

(Hier verschwindet Thomas aufgrund eines Anrufes erst einmal... der Arme hatte die ganze Konzertorganisation am Hals.)

Was hältst du davon, dass die Gothic-Szene jetzt mehr dem Mainstream anheim fällt und eine ganze Schar pubertierender Pseudo-ich-bin-böse-Satanisten durch die Lande streift?

Sonja: (Gequälter Gesichtsausdruck) Also, ich finde es hat alles seine positiven und negativen Seiten. Ich denke da halt lieber positiv und finde es nicht schlecht, dass die Schwarze Szene salonfähiger wird, so dass man auch die Möglichkeit hat, in einer solchen Location (Centralstation Darmstadt) so etwas zu machen. Es ist natürlich schwer zu sagen inwiefern der neue Zugang ernst gemeint und was nur Modeerscheinung ist. Es ist halt schwer zu trennen. Aber ich denke, dass es auch so den Leuten möglich ist, sich herein zu finden und was Schönes zu entdecken, was sie vielleicht schon immer gesucht haben. Allein wenn man nur ein paar Leute noch irgendwie dazu bewegen kann, sich dafür zu interessieren ist es schon ein Gewinn und deswegen kann man das auch doch ganz gut heißen.

Was hast du denn persönlich für einen Musikgeschmack?

Sonja: Ach, ich hör eigentlich sehr viele verschiedene Sachen. Wie schon gesagt: Depeche Mode, London After Midnight, Dreadful Shadows (die es ja leider nicht mehr gibt). Timbersicks, Peter Gabriel, also dann zu Hause auch eher was, was in eine ruhigere Richtung geht, wie Björk oder Lorena McKennitt.

Macht ihr außer der Musik noch etwas?

Sonja: Nein, also wir hatten das Glück, dass wir unser Hobby zum Beruf machen konnten und eigentlich machen wir die ganze Zeit über nichts anderes, weil es immer etwas zu tun gibt und wir machen es ja auch gerne. Und sonst, wenn mal wirklich gar nichts zu tun ist, dann mache ich auch liebend gerne gar nichts. Also zum Beispiel Baden gehen oder Fernsehen...also ganz entspannt.

Als was würdet ihr eure Richtung bezeichnen?

Sonja: Ich denke mal, das kann man nicht wirklich sagen. Das ist immer im Wandel...was wir vor ein paar Jahren gesagt hätten würde jetzt nicht mehr zutreffen. Also: Es wird rockiger...elektronische Musik mit echten Instrumenten. Ich meine, man muss die Musik hören und jeder dann für sich entscheiden, was er davon meint.

(Hier kommt Thomas kurz vorbei, wird aber sofort wieder weggerufen. :-) )

Wie bist du in die Szene reingekommen?

Sonja: Also früher habe ich mich immer schon für die Musik interessiert und habe auch schon viel in der Richtung gehört von dem ich aber gar nicht wusste, dass es aus der Szene ist und habe mich schon so gestylt ohne es zu wissen. Ich bin jetzt nicht gerade auf dem Land aufgewachsen, aber auch nicht in der Stadt sondern eher in der Vorstadt und da gab es so was natürlich nicht. Ich war mit Thomas zusammen auf der Schule und habe ihn dann nach einer Zeit wieder getroffen und so kam ich dann zur Band als sie zufällig eine neue Sängerin gesucht haben. Und erst da hab ich mich dann auch richtig damit beschäftigt und bin auch vor dem ersten Konzert öfters weggegangen um mein zukünftiges Publikum kennen zu lernen. Das war so vor 7 Jahren.

Was habt ihr denn so für die Zukunft geplant?

Sonja: Also geplant ist noch Vieles für dieses Jahr. Es wird auch noch einige überraschende Veröffentlichungen geben. Also ich glaube, wenn man das Konzert sieht kann man schon erahnen was es wird (Das Konzert wurde gefilmt - Anm. d. Verf.). Mehr wird aber noch nicht verraten, es soll ja eine Überraschung bleiben. Ansonsten wollen wir auch viele Konzerte im Ausland spielen, das wurde bisher vernachlässigt. Wir haben jetzt schon in Italien und England gespielt, aber wir wollen das noch ausweiten...vielleicht auch mal Amerika. Mal schauen...

(Hier endet das Gespräch mit Sonja und ich warte, bis Thomas wiederkommt, was auch nach mehr oder minder kurzer Zeit passiert. Ganz außer Atem steht er mir noch Rede und Antwort.)

Wie sieht es denn mit deinem Musikgeschmack aus?

Thomas: Also das ist sehr weit gefächert, von Techno bis Klassik, von Gothic, EMB, Elektro bis Rock/Pop. Es geht mir einfach darum, dass die Musik ehrlich ist und einen emotionalen Kontext bringt. Ich sehe den Stil nur als Transportmittel...und wenn die Emotion stimmt, dann ist es egal welcher Stil das ist.

Wie bist du in die Szene gekommen?

Thomas: Das ist eigentlich eine lustige Geschichte: Ich hab früher in einer Black Metal Band gespielt und war früher Black Metal-Musiker und es war so, dass wir einen Keyboarder dazubekommen haben und ich dachte mmh, es kommt ein neues interessantes Instrument dazu, weil ich hab Bass und Gitarre gespielt und gesungen und da hab ich mir gedacht: das könnte man mal probieren. Hab mir das Keyboard ausgeliehen und drauf rumgeklimpert. Da kamen ein paar interessante Sachen bei raus. Dann habe ich angefangen, diese ganzen Black Metal Intros auf Mixtapes zusammenzuspielen und irgendwie bin ich dann draufgekommen: Es gibt eine Musikrichtug, die klingt genauso wie diese ganzen Black Metal Intros. Und so kam ich halt auf Gothic. Das ist die Traurige aber...ja, einfach simple Wahrheit.

Das war das Interview mit L'Âme Immortelle. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Sonja und vor allem auch bei Thomas, der trotz des ganzen Organisationsdrucks noch Zeit aufgebracht hat, um die Fragen zu beantworten. Und noch als Randbemerkung meinerseits: Jeder kann über die Live-Auftritte von L'Âme Immortelle sagen was er will, aber ich fand ihn einfach nur grandios! Keine technischen Probleme (zumindest mal keine die ich bemerkte) und eine absolut geniale Live-Performance. Daumen hoch!

Daniel Walter






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