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November 2012

Anlässlich von Frei.Wilds "Feinde deiner Feinde"-Tour konnten wir kurzfristig auch ein Interview mit Matt Gonzo Röhr führen. Der Ex-Gitarrist der Böhsen Onkelz wandelt seit geraumer Zeit auf Solopfaden und hat erst kürzlich die EP "Alles ändert sich" veröffentlicht, die Appetit auf das neue Album machen soll, welches Ende Januar 2013 erscheinen soll.

Wenn man sich den ersten Song der EP anhört, dann gewinnt man den Eindruck, dass man hier ein gutes Stück Autobiografie von dir vorliegen hat. Erstaunlicherweise stammt der Text aber aus der Feder von Philipp Burger. Inwiefern habt ihr beide denn für die Scheibe zusammengearbeitet?

Philipp und ich schreiben gern Songs zusammen. Aber das besagte Lied stammt tatsächlich ganz von ihm. Er hat sich damals hingesetzt und wollte etwas darüber machen, wie sich die Zeiten geändert haben, was alles anders geworden ist. Das ist natürlich ne Erfahrung, die ich auch immer wieder gemacht habe. Als ich den Text gehört hab, fiel mir nur ein: "Alles ändert sich, aber bleibt doch so wie es ist."

Wurde der letzte Song „Wir sind uns näher“ eigentlich kurzfristig geändert? In den Credits der EP findet sich ja der Verweis auf „Trotz aller Dornen“.

Nein, der Song sollte schon drauf sein. Ursprünglich sollte „Trotz aller Dornen“ der fünfte Song auf der Scheibe sein. Das hat aber dann zeitlich nicht mehr geklappt. Deswegen haben wir uns entschieden, die EP mit nur vier Liedern und dem Video zu „Alles ändert sich“ zu veröffentlichen. Das mit dem Veröffentlichungstermin hat sich ja dann durch die Tour entsprechend kurzfristig ergeben.

Wie sieht es denn mit dem neuen Album - für das die EP ja auch werben soll - aus?

Die Songs bzw. die Texte stehen schon, aber natürlich kann sich noch das eine oder andere ändern. Insgesamt wird’s in Richtung dessen gehen, was wir auf der EP schon haben, der eine oder andere Song wird auch etwas härter sein.

Wenn man sich das Album als Buch vorstellt, hättest du dann zumindest schon Kapitelüberschriften?

(lacht) Wie gesagt, das meiste an Songs steht schon. Aber bislang ist vieles noch nur mit Akkustikgitarre aufgenommen und muss entsprechend noch bearbeitet werden. Da probiert man natürlich noch rum und ändert schon mal was an den Arrangements.

In den einzelnen Liedern wechselt ja die Stimmlage teils merklich. Singst du bei jedem Song selber oder gab es auch Guest Vocals?

Nein, Guest Vocals hab ich da keine drauf, das ist schon alles meine Stimme. Aber wir haben bei den Aufnahmen natürlich mit mehreren Tonlagen gearbeitet, bei manchen Songs kommt dann noch ein Chor dazu, so dass das schon unterschiedlich wirken kann.

Im Text zu 'Alles ändert sich' finden sich ja einige Passagen, die sich geradezu als Aufgabenbeschreibung eines Musikers lesen lassen, zum Beispiel "Wahrheit schenken", "Hoffnung geben". Trifft das deine Auffassung oder siehst du die Aufgabe als Musiker woanders?

Für mich ist es vor allem wichtig, dass man als Musiker authentisch bleibt und sich nicht verstellt. Natürlich übt man auch Kritik und zeigt, dass es nicht immer so läuft, wie es sollte. Das war ja damals bei uns (Böhse Onkelz)  auch so dass wir nicht diese schöne und kuschelweiche Stimmung mitgemacht haben, die die Medien verbreiten und haben wollen. Ich möchte nicht, dass sich die Leute irgendwas vormachen lassen, sondern dass sie sich selbst eine Meinung bilden – aus möglichst vielen Quellen. Am Schlimmsten finde ich diese Gleichmacherei, die von vielen auch gefordert wird. Auch im Hinblick auf die unterschiedliche Länder. Wir sind alle gleich, heißt es. Das stimmt eben nicht. Ich bin in den letzten Jahren viel herumgekommen und ich habe es genossen, dass jedes Land seine eigene Kultur hat und nicht alles das Gleiche ist. Es wäre ja auch schlimm, wenn es diese Unterschiede nicht gäbe.

Damit kommen wir schon zum letzten Punkt, der Diskussion um Frei.Wild und ihre Gesinnung, die ja teilweise schlimme Züge angenommen hat. Denkst du, dass das Timing etwas mit dem Erfolg von Frei.Wild zu tun hat? Immerhin hat es eine derartige Reaktion seit den Böhsen Onkelz praktisch nicht mehr gegeben, obwohl es durchaus genügend Bands gäbe, denen man mit Fantasie auch eine rechte Gesinnung vorwerfen könnte.

Es hat wohl sicher etwas mit dem Erfolg zu tun, den die Jungs jetzt haben. Das war ja damals bei uns ähnlich. Erst hat sich kein Mensch um uns geschert. Mit dem Erfolg kommen sicher auch die Neider. Und dann ist es natürlich so, dass so etwas Quote bringt. Und darum geht es natürlich auch.

Vielen Dank für das Interview

KoJe






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