Interview mit Phil Mogg, dem Sänger von UFO, am 12.September 2002...
Hallo Phil, vielen Dank, dass du dir für dieses Interview Zeit genommen hast.
Hallo Frank.
Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur neuen CD "Sharks". Kannst du uns etwas zur Entstehungsgeschichte der neuen Platte erzählen?
Vielen Dank! Nun ja, als wir uns nach dem Vorfall in Manchester während der "Covenant"-Tour getrennt hatten, ging jeder erst einmal seiner Wege. Dann habe ich vor einigen Monaten neue Songs geschrieben und bei Michael (Schenker, guitar) und Pete (Way, bass) angerufen. Die beiden hatten auch neue Songs fertig und dann haben wir uns getroffen und sind zu Mike Varney (Chef von Shrapnel und Frickel-Förderer der ersten Stunde) nach Kalifornien geflogen und haben die Platte dort eingespielt.
Du hast gerade die letzte Tour angesprochen...
Nun, wir hatten während der Tour ein paar Probleme mit den Leuten...
Also ich habe den Gig in Mannheim verfolgt und muss sagen, dass ich nicht Probleme mit "Leuten" gesehen habe, sondern Probleme innerhalb der Band!
An den Auftritt in Mannheim kann ich mich nicht mehr genau erinnern, aber ich würde sagen, dass etwa 80% der Auftritte während der "Covenant"-Tour in Ordnung waren. Die Probleme betrafen vor allem Leute innerhalb der Band, aber die haben sich vor allem in deren Psyche abgespielt.
Ich habe euch zwei Jahre zuvor schon einmal in Aschaffenburg gesehen. Damals noch mit Paul Raymond (guitar, keyboards, vocals). Dieser Gig war deutlich besser.
Das mag sein, aber jetzt haben wir Aynsley (Dunbar, drums) mit an Bord und er ist wirklich ein phantastischer Drummer. Außerdem passt er hervorragend zu uns und bringt der Band auch ihr Gleichgewicht und die notwendige Stabilität zurück!
Eure Plattenfirma hat im Info geschrieben, dass ihr moderne Einflüsse auf "Sharks" integriert habt. Worin sollen die bestehen? Für mich hat die Platte eher nach klassischen UFO geklungen!
(Lacht) Ja, im Moment lassen sich solche Sachen wie Nickelback, Creed und all diese anderen Bands sehr gut verkaufen. Wenn man abends auf Tour geht, kann man sich zu dieser Musik auch sehr gut bewegen und Party machen. Außerdem läuft das alles ständig im Radio. Wir haben ein paar groovigere Rhythmen in dieser Art übernommen, weil man so leichter einmal im Radio gespielt wird. Aber die Melodien sind natürlich so, wie wir das schon immer gemacht haben.
Vor ca. 10 Jahren hast du aber auch einmal maßgebliche bei einer jungen Band mitgemischt...
Das stimmt! Das waren damals die Quireboys, die Band meines Neffen. Allerdings haben die Quireboys damals mehr das klassische Rock'n'Roll Ding durchgezogen, so ein bisschen im Stil von den Faces. Ich habe damals im Hintergrund ein wenig geholfen.
Du bist jetzt schon seit über dreißig Jahre bei UFO. Gibt es eine Phase in der Band-History, die dir besonders wichtig ist oder besonders gut gefallen hat?
Nun, da waren einige Phasen: zunächst die Zeit als wir bei Decca angefangen haben und in London und Umgebung aufgetreten sind. Dann kam die Epoche mit Ron Nevison und Chrysalis. Die 70er waren natürlich besonders interessant, weil alles so neu war! Außerdem hatten wir damals ziemlich komische Klamotten an! (lacht) Eine sehr schöne Phase war es auch mit Paul (guitar, 1974/75 und 1978-1984). Und dann ging es 1991 mit "High Stakes..." weiter...
Wenn du mich fragst, ist es ganz o.k. die Zeit dazwischen auszublenden, in der nur zwei bestenfalls passable Scheiben entstanden sind...
Ja, da hast du recht. "Ain’t Misbehavin'" und "Misdemeanor" hatten ihre Momente, aber sie waren keine echten Meilensteine.
Gibt es eigentlich von UFO noch Aufnahmen, die irgendwo in den Archiven schlummern?
Soweit ich weiß nicht. Wir haben damals immer genau so viele Songs aufgenommen, wie die Plattenfirma haben wollte! Vielleicht existiert irgendwo noch einer, aber das weiß ich nicht so genau...
Live-Aufnahemen aus der Zeit mit Bernie Marsden (ex-Whitesnake) habt ihr dann wohl auch nicht mehr im Keller liegen?
Da fragst du besser Bernie, der weiß das bestimmt...
Ich hatte immer den Eindruck, dass UFO immer dann funktionierten, wenn du und Pete mit an Bord waren, egal mit welchem Gitarristen...
Das mag durchaus sein. Pete hat auch auf der Bühne eine starke Präsenz. Er spielt dort gerne das Rock'n'Roll Animal! Aber wir haben jetzt ein starkes Album am Start, das wir in der jetzigen Besetzung vorstellen möchten.
Eine Sache möchte ich aber noch an der neuen Platte kritisieren: das Artwork ist für eure Verhältnisse äußerst bescheiden ausgefallen. Früher habt ihr mit Hipgnosis (Londoner Graphikagentur, die u.a. auch für die Covers von Pink Floyd zuständig waren) zusammengearbeitet...
Am Artwork sind wir wirklich nicht schuld! Diese Dinge haben wir Mike Varney und seiner Company überlassen. Aber du hast recht, die Sachen von Hipgnosis in den 70ern und 80ern waren wirklich phantastisch!
Ich kann mir schon vorstellen, dass eure Fans gerne wieder ein Cover in dieser Art sehen möchten! Immerhin haben eure Kollegen von Uriah Heep auch wieder ihren alten Graphiker Roger Dean (u.a. auch für das Artwork von Yes, Gravy Train, Gentle Giant und Osibisa verantwortlich) engagiert und erleben damit eine Renaissance!
Ja ich habe davon gehört, dass sie nach der Rückkehr von Ken (Hensley) wieder zusammenarbeiten. Das hat mich wirklich gefreut. (UFO und Uriah Heep waren in den 70ern öfters zusammen auf Tour).
Wann werdet ihr wieder auf Tour gehen? Gibt es schon Pläne für eine Europa bzw. Deutschland-Tournee?
Also in diesem Jahr wird nichts mehr daraus, weil ich noch an einer Art Solo-Projekt arbeite. Aber nächstes Jahr wollen wir wieder eine Club-Tour spielen und anschließend mal wieder das eine oder andere Festival.
Habt ihr dafür schon irgendwelche Termine stehen? Z.B. Wacken oder Balingen?
Nein, es ist bisher nur angedacht. Aber ich habe gehört, dass ihr in Deutschland einige phantastische Festivals habt. Es wäre natürlich schön, wenn wir wieder vor großen Mengen an Zuschauern spielen könnten! Aber da müssen wir erst einmal abwarten, was passiert.
Phil, eine Frage hätte ich zum Abschluss noch: woher hast du denn die Ideen zu all den abgefahrenen Charakteren in den UFO-Songs?
They are all Pete Way! (lacht) Pete hat so viele verschiedene Schattierungen in seinem Charakter, in seiner Art, so dass man ihn einfach nur eine Weile beobachten muss, um ausreichend Inspiration für viele Songs zu bekommen!
Also sind der 'Outlaw Man' und der 'Quicksilver Rider' und all die anderen Typen alle Pete Way..????
(Lacht) Nein, nicht wirklich, aber mit den meisten davon hat er in irgend einer Form zu tun...
Phil, herzlichen Dank für dieses Interview. Ich hoffe wir sehen uns nächstes Jahr wieder, wenn ihr auf Tour seid!
Vielen Dank, Frank. God bless you.
Frank Scheuermann