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August 2012

Interview mit Necroskull von Witchsorrow

Was war mit Witchsorrow seit der letzten Scheibe los?

Hail! Einiges ist passiert. Ich glaube das wichtigste war, dass wir unseren Urschlagzeuger, Morrellhammer, im letzten Jahr verloren haben. Während die Zeit voranschreitet und unvermeidliche Veränderungen ins Leben der Menschen bringen, konnte er sich nicht mehr in Vollzeit dem Doom-Fanatismus hingeben. Daher ist er ausgestiegen. Er bleibt trotzdem unser Bruder und wir haben einen neuen Drummer, Wilbrahammer. Seitdem er eingestiegen ist, haben wir jede Menge unglaubliche und erinnerungswürdige Gigs mit Bands wie Eyehategod, Electric Wizard, The Wounded Kings und Winterfylleth gespielt und wir brachten ein wenig Doom zum Sonsphrer im UK im letzten Sommer. Uns wurde das außergewöhnliche Schicksal zuteil, gleichzeitig mit Metallica spielen.Ich sehe in jedem, der sich entschlossen hat, uns anstelle von Metallica anzuschauen als wahre Kinder des Doom - so wie wir. Wir waren wie eine Mücke auf dem Rücken eines Elefanten, aber Mücken können Fieber und die Pest übertragen!

Wie fühlt es sich eigentlich an, in einem Genre zu spielen, in dem alle Regeln seit Jahrzehnten zementiert zu sein scheinen?

Natürlich gibt es eine Grundform für Doom, aber es giubt noch jede Menge Riffs, die erst noch geschrieben werden müssen, neue Lieder, die gesungen werden müssen und neue Plagen, die entfesselt werden müssen. Wir sind Doom Fanatiker, wir sind davon besessen, daher bedeutet für uns Doom zu spielen nicht, dass wir "korrekt" klingen müssen, sondern es ist, was sich für uns gut anfühlt. Ich persönlich mag viele Musikrichtungen, aber wenn es darum geht, mich selbst auszudrücken, dann ist Doom das natürliche Ventil. Emily Witch ist genauso, wir können sonst nicht sehr viel! Wenn es um Ausdruck geht, dann gilt: Solange Du Doom in Deinen Knochen und in Deinem Blut beim Spielen spürst, dann ist es toll. Wir haben sehr langsame Stücke, aber wir haben auch schnelle Nummern, die mehr wie Judas Priest oder Candlemass klingen, aber überall gibt es dieses Doomgefühl., die Seele des Doom.

Ihr seid eine von ganz wenigen extremen Metalbands, bei denen eine Frau ein Instrument bedient. Habt Ihr einen speziell femininen Zugang zur Musik?

Emily Witch ist ihr eigenes Gesetz.Sie hat eine wichtige Rolle, aber ich glaube, dass ihr Beitrag nichts mit ihrer Person als Frau zu tun hat - eher damit, dass sie einen starken Willen hat und unerschütterlich in dem, was sie denkt.Sie wird niemals etwas tun, von dem sie nicht überzeugt ist.

Kannst Du Dir in Zukunft weitgehende künstlerische Fortschritte der Band vorstellen, z.B. auch der Einbauu anderer musikalischer Stile?

Ich könnte mir vorstellen, noch langsamer zu spielen. Ich versuche es immer langsamer, heavier und düsterer zu machen.Ich bin ein großer Fan von Bands wie Grave Miasma, Mortuary Drape, Negative Plane und anderen, daher kann die Inspiration durch diese Gruppen noch stärker hervortreten. Alles was wir machen ist Doom - es nicht wie Doom oder zufällig Doom - es baut auf die glorreichen Taten von Black Sabbath auf - wir sind Jünger!

Wird es eine Europatour geben?

Das hoffen wir sehr. Wir suchen noch Leute, die das umsetzen können. Wenn es jemanden gibt, dann kontaktriert uns über Facebook!

Gibt es irgendwelche Ziele, die Ihr Euch mit der Band gesetzt habt?

Ich habe den Ehrgeiz, eines Nachts in einem Wald zu spielen, umgeben von einem Kreis brennender Kerzen. Mal sehen, ob wir das hinbekommen, aber es würde mir gefallen! Daneben haben wir schon mit so vielen Band s zusammengespielt die wir verehren und mit denen wir aufgewachsen sind - diese Liste würde ich gerne noch erweitern!

Es hat wohl so eine Art Renaissance von okkulten Themen in der Rockmusik und im Metal gegeben. Glaubst Du, dass Doom auf solche Themen begrenzt ist? Könntest Du Dir nicht auch vorstellen, Doom Songs über Schmetterlinge, Kätzchen und so weiter zu singen? Gibt es nicht schon genug Elend in der Welt, muss man sich dann noch auf die dunklen Seiten besinnen? Kann man den Zuhörern keine optimistischen Ansichten antragen? Und: Haben Musiker nicht auch eine Verantwortung den Fans gegenüber (wenn Du an die Prozesse gegen Judas Priest oder Ozzy Osbourne denkst)?

Das stimmt schon, es gab einige neue Bands, die über Magick und solche Dinge gesungen haben, wie z.B. The Devil's Blood. Aber das ist nicht nur bei Doom. Auch Black Metal ist seit dem Erscheinen von Watain wieder zum Bösen zurückgekehrt. Diese Flammen lodern nun hell auf, was ich für gut halte. Was mich angeht, so habe auch ich meine optimistischen Momente, aber wenn es um Lieder und Texte geht oder die Grundstimmung eines Songs, dann kann ich nur über negative Dinge schreiben. Ich habe den grundsätzlichen Eindruck, dass erst einmal alles schrecklich ist, fast jeder ist ein Betrüger, der Dich reinlegen will, jeder Schritt, den die Menschheit tut, ist ein Schritt weiter zum Abgrund. Ich habe alle möglichen verrückten Theorien - zu viele, um sie zu erwähnen- aber grundsätzlich glaube ich, dass wir gefickt sind, es gibt keine Hoffnung. Das verpasst mir einen Downer, wenn ich versuche über Liebe und Glück zu schreiben. Außerdem hat Cronos gesagt, dass Du nicht von Liebe und Blumen singen kannst, wenn Du einen Armageddon Bulldozer hinter Dir stehen hast. Und was die Verantwortung betrifft: Ich glaube, Künstler sollten zu dem stehen, was sie geschrieben haben. Sie sollten nicht zurückrudern - und wenn sie nicht darauf vorbereitet sind, zu dem zu stehen, was sie geschrieben haben, dann sollten sie es nicht schreiben. Andererseits, wenn ein Fan etwas bescheuertes tut, so wie bei Ozzy oder Judas Priest - oder eben Batman- dann ist der Fan dafür verantwortlich. Es ist etwas anderes, ob man jemanden zu etwas gutem oder bösem inspiriert, oder ob man die Verantwortung trägt. Die Verantwortung für unsere Taten tragen wir alle selbst.

Danke für das Interview!

Hail! Danke für die Unterstützung! Hoffentlich können wir für Euch spielen!

Frank Scheuermann