Stories

April 2002

Peter und Bernd, die beiden Gitarristen der Beatsteaks beantworteten uns vor dem Gig in Frankfurt folgende Fragen...

Wie läuft die Tour?

Bernd: Fett, fett, fett, fett

Peter: Extrem gut!

Die Unterbrechung hat auch nix gemacht?

Peter: Die merkt man nicht, überhaupt nicht.

Wie kam es eigentlich zu der Knieverletzung von Arnim? Beim Gig passiert?

Peter: Nee, Arnim ist eigentlich angeschlagen in die Tour reingegangen und er dachte sich das kriegt man schon wieder hin. Irgendwie...oder es wird besser, aber es wurde immer schlechter und schlechter bis der Arzt gesagt hat ´Lass es bleiben, sonst wird’s noch schlimmer.` und weil das keiner will haben wir gesagt, dann müssen wir abbrechen.

Wer hat eigentlich eure Supportacts ausgesucht?

Bernd: Wir!

Man konnte ja überall nachlesen, dass River City High extra wegen euch wieder eingeflogen sind...

Peter: Stimmt!

Bernd: Grundsätzlich war's ja so, sie haben die ersten drei Tage mitgespielt bevor wir abgebrochen haben. Und das fanden wir halt doof, dass sie wieder nach Hause mussten. Und dann haben wir sie gefragt, ob sie nicht noch mal Bock hätten...

Peter: ...wenn wir die Tour wieder aufnehmen, wieder dabei zu sein. Und sie so: "Ja wenn wir können auf jeden Fall.". Wir haben uns so gut in den drei Tagen mit denen verstanden und sie sind halt irgendwie der perfekte Opener. Das hat irgendwie alles so gut gepasst, mit der Musik und die Leute haben uns gefallen und dann haben wir sie gefragt, ob sie noch mal rüberkommen. Die haben jetzt jedes Mal, weil sie mit uns spielen wollten, ihre Tour verschoben. Also das ist nicht so als würden die da rumsitzen und warten bis wir anrufen.

Gebt doch einfach mal in kurzen Worten eure Bandhistory wieder?

Peter: Angefangen hat alles so vor sechs sieben Jahren, ich sag jetzt mal angefangen im Sinne von Aufzutritten. Dann haben wir in kleineren Clubs gespielt, gespielt und gespielt bis wir dann irgendwann unsere erste CD „48 / 49“ aufgenommen haben, das war 1997. Danach sind wir getourt wie die Kaputten und haben auch schon ganz viele neue Songs gehabt, die dann irgendwann auf die zweite Platte sollten. Unter anderen haben wir auch in Amsterdam gespielt, wo Epitaph auf uns aufmerksam wurde. Wir wurden dann gesigned, als erste deutsche Band sozusagen und bei denen haben wir dann kurz darauf „Launched“ gemacht. Dann sind wir wieder getourt, getourt, getourt, das ist sozusagen zu einer Angewohnheit geworden. Dabei haben wir uns immer mehr Leute erspielt. Die dritte Platte hat jetzt relativ lang gedauert, sie zu machen. Zwischendurch war sowieso viel Zeit bis „Living Targets“ erschien. Zwei Jahre ungefähr, aber in der Zeit haben wir nicht nur rumgesessen, sondern wir waren immer unterwegs. Dann kam eben „Living Targets“ und wir sind glücklich so wie es momentan ist.

Wie haben die Fans auf das neue Album reagiert? Fandet ihr die Kritiken der Medien angemessen?

Bernd: Die Magazine waren sehr positiv.

Peter: Die Fans waren, glaub ich, nicht so begeistert.

Wieso nicht?

Peter: Die einen finden's total gut, die anderen finden's total scheiße.

Bernd: In der Mitte gibt es zu wenig davon.

Peter: Ein Großteil der Leute, hat man so im Gefühl, finden das neue Album cool. Es kommen halt wenig Leute zu dir hin und sagen dir dass sie das aktuelle Album beschissen finden. Aber ich kann mich erinnern, dass es von der ersten zur zweiten Platte genauso war, dass die Leute gesagt haben: "Die CD vorher war viel besser und jetzt macht ihr Kacke.". Da gibt’s bestimmt Leute die sagen, dass es nicht mehr ihr Stil ist , aber von denen muss man Abschied nehmen, aber auf der anderen Seite gewinnt man ja mit jeder Platte neue Leute hinzu. Wir können die Leute ja nicht zwingen unsere Musik zu hören, andererseits wollen wir auch nicht immer dieselbe Platte machen. Wir machen die Musik, die uns in diesem Moment am meisten Spaß macht und so klingt dann auch die Platte, das ist nicht vorhersehbar. Wir machen nicht Musik, um irgendeinen bestimmten Fankreis zu halten, das fänden wir zu einfach. Man muss länger und kontinuierlicher spielen, um dann kontinuierlich Leute zu haben, die zu den Konzerten kommen. Die Fanbasis, sag ich jetzt mal, wechselt andauernd, das mischt sich immer so schön, da sind totale die hard Fans, die jedes Mal dabei sind, aber das ist nicht so, dass ich mich an jedes Gesicht erinnere, aber es kommen auch neue Leute. Wir können uns nicht dem ´Regelement´ unterordnen: zu sagen wir müssen jetzt Musik machen, wo man weiß, dass es den Leuten gefallen würde, die unsere alten Sachen mögen.

Bernd: Das finde ich persönlich als unehrlich, wenn wir so arbeiten würden.

Das würde ja dann Richtung Mainstream gehen...

Bernd: Genau das wurde uns ja vorgeworfen, was auch überhaupt nicht der Fall ist. Es ist einfach Quatsch, weil wir Musik machen, die uns irgendwann mal gefallen hat und wir wollen uns ja auch weiterentwickeln.

Peter: Mainstream ist für mich immer die selbe Platte noch mal zu machen.

Bernd: ...oder es ist einmal gut gegangen, das machen wir noch mal.

Peter: Es ist wesentlich gefährlicher sich dauernd zu verändern, weil man sich jedes Mal neu erklären muss. Dadurch muss man sich auch immer wieder neue Leute erspielen, ulkigerweise. Aber es funktioniert und macht Spaß. Gestern war der beste Beweis. Wir haben jetzt schon drei- / viermal in Amsterdam gespielt, aber immer als Support, diesmal waren wir der Headliner, der Laden war rappelvoll und lauter strahlende Gesichter, das hat so'n Spaß gemacht.

Bernd: Das haben wir da noch nie geschafft, denn das Amsterdamer Publikum ist immer so reserviert und stehen lieber da und schauen zu, aber gestern sind sie zwar nicht rumgesprungen wie die Bekloppten, aber du hast es den Leuten richtig angesehen, dass sie voll bei der Sache waren.

Warum habt ihr denn J.F.K. als Cover gewählt?

Bernd: Haben wir gar nicht wirklich. Das hat der Ingo gemacht, der auch unsere T-Shirts und die ganzen Artwork Sachen designed. Er hatte irgendwann die Idee dazu. Als wir das gesehen haben dachten wie nur: Boaa, das ist geil.

Peter: Wir haben jetzt nicht gesagt "Pack mal den Kennedy da vorne drauf", sondern es war ganz allein seine Idee und das hat irgendwie alles so gut gepasst.

Bernd: ...und es spiegelte unsere Situation wider, wo wir aus Köln zurückkamen und zwischen allen Stühlen saßen. Wir hatten auch kurz überlegt, ob wir das nach dem 11.September noch nehmen können.

Peter: Es wurde ja auf einmal hochpolitisch, was es vorher ja nie war.

Bernd: Wir haben dann viele Leute gefragt, auch Amerikaner und die haben alle gemeint, dass wir das auf jeden Fall nehmen können.

Peter: Wenn irgendjemand, irgendetwas in ein Cover hereininterpretiert, kann er das machen. Da können wir nicht sagen, bitte macht das nicht, das wird dann erst recht gemacht. Da haben wir uns gedacht, da rechtfertigen wir uns einfach ein paar Mal und beantworten ein paar Fragen mehr, aber wir haben das Cover was wir haben wollten. Zwischendurch haben wir auch ein paar Ausweichlösungen probiert, aber die haben uns alle nicht so überzeugt wie unser endgültiges Cover.

Wie lang haben die Arbeiten an diesem Longplayer gedauert?

Bernd: Über ein Jahr, mit den ganzen Pausen dazwischen.

Peter: Im Studio waren wir, beide Male, einmal in Köln und einmal in Berlin, so circa drei Monate, was recht lang für uns ist. Mal schauen, ob wir das beim nächsten Mal wieder so machen. Man lernt ja auch immer dazu. Zweieinhalb Monate in Köln haben wir fast genauso viel Songs für das Album produziert wie in zehn Tagen in Berlin. Das war eine Erfahrung, die wir machen durften oder mussten. Ich bin mir sicher bei der nächsten Platte wird es wieder genauso laufen wie bei der „48 / 49“. Das was dabei rauskommt, wenn du dich zwei Wochen ins Studio stellst und die Songs einknüppelst ohne groß nachzudenken, wenn vorher das Konzept steht. Das spielt man nicht soviel rum.

Habt ihr in Köln zuviel experimentiert?

Bernd: Jaaaahh!

Peter: Meiner Meinung nach sind absolut geile Songs dabei rausgekommen, auf jeden Fall, aber es hat vieles viel zu lange gedauert. Wir hatten den Luxus viel Zeit zu haben in Köln. Wir haben 3 Monate produziert, was auch total gut war, ich möchte auch nichts davon zurücknehmen. Wir kennen uns schon zu gut und da haben wir halt gedacht dass wir genug Zeit hätten und dann haben wir uns natürlich an Kleinigkeiten aufgehalten oder den Song aus den Augen verloren. Das hat wirklich viel Kraft gekostet, dann wieder auf die rechte Spur zu kommen.

Bernd: Das ist auch ein Lernprozess, bei jeder Platte lernen wir was dazu.

Seht ihr einen Entwicklungsprozess zwischen "Launched" und "Linving Targets"?

Peter: Ja auf jeden Fall.

Bernd: So ungefähr wie der Entwicklungsprozess zwischen "48 / 49" und "Launched". Da haben wir jetzt wieder einen Schritt nach vorn gemacht.

Peter: Wenigstens für uns, man kann bei solchen Sachen nicht für andere Leute sprechen. Man kann jetzt nicht sagen wir sind besser geworden oder so. Ich finde schon. Als Band sind wir tausendmal besser geworden, als wir vorher waren. Wir hoffen bloß, dass uns die Leute folgen können. Ist ja kein Jazz oder so was, ist ja immer noch Rockmusik. Außerdem weiß man nie, ob das irgendeinen Nerv trifft, unseren hat es auf jeden Fall getroffen. Wir hoffen halt, dass wir mit "Living Targets" Leute erreichen können.

Was waren und sind eure Einflüsse bzw. Vorbilder in Bezug auf die Musik und auf die Lyrics?

Peter: Bei den Texten gibt's eigentlich wenig Vorbilder, die sind meistens recht persönlich. Musikalische Vorbilder gibt es eine Menge. Ich würde jetzt eher Einflüsse sagen, die man nicht abstellen kann, wenn du spielst, dass dann irgendwie irgendwas davon drin ist, von AC/DC über All, Depeche Mode, Faith No More, eigentlich alles Popzeugs, ist eigentlich von allem was dabei. Jeder hat so seine Favoriten, aber es kommt nur ein Beatsteaks-Song raus, wenn zum Schluss alle sagen: ´oah, das ist geil´ und da einigen wir uns ulkigerweise immer. Da ist irgendwie keiner dabei, der sagt es wäre ihm zu popig oder so.

Wovon handeln eure Texte? Lebenserfahrungen?

Bernd: Für Lebenserfahrungen sind wir noch ein bisschen jung, find ich. Einfach persönliche Dinge, die dir im Leben passieren oder wenn du mal irgendwie Frust loswerden willst.

Peter: Liebeslieder haben wir ja auch drauf. Da finden wir uns jetzt nicht mehr zu blöd dafür, das ist ja eigentlich schon mehr Hoserunter, wie wir bisher gemacht haben, sowas macht aber auch Spaß, nicht mehr immer um den heißen Brei herumzureden.

Bernd: ...oder auch einfach nur Quatsch.

Peter: oder einfach nur Stimmung, wie 'Summer' zum Beispiel. Es gibt zwar ein Text, aber der besteht nur aus Metaphern, da kann jeder hereininterpretieren was er will. Das war auch der erste Text, den wir alle fünf zusammen geschrieben haben. Da ist von jedem irgendeine Zeile, da geht's halt nicht um irgendwas Spezielles, sondern um ein Gefühl. Dieses Gefühl war bei allen das selbe und dann haben wir nur probiert die Bilder, die wir im Kopf hatten als Text umzusetzen.

Was haben die Beatsteaks mit Metal am Hut ('Kings Of Metal')?

Bernd: Gute Frage, wollen wir mal sagen jeder in der Band mag irgendwas am Metal besonders gerne, was auch immer das ist. Es gibt aber keine Band auf die wir uns einigen könnten, aber irgendwie ist es ja doch ein Einfluss. Abgesehen vom Powermetal ist Metal doch ehrliche Musik und die meisten Bands meinen das auch wirklich ernst, auch wenn es ab und zu ein wenig komisch wirkt, das ist das was man da respektieren muss.

Peter: Wir haben jetzt nicht so die Übermetalband, die alle so richtig anhimmeln. Es gibt immer Parts von da und da, die uns gefallen und beeinflussen. Im Metalbereich gibt es halt so viel verschiedene Arten, wo die Leute die in der Szene drin sind wahrscheinlich sauer wären, wenn ich da jetzt was Falsches sagen würde. Aber Metal ist auf jeden Fall ein Einfluss für die Band.

Wie kam es zu dem Song 'Kings Of Metal'?

Peter: Den Manowar-Text haben wir wirklich nur genommen, weil die Lyrics so großartig sind. Überzogener hätte man einen Text nicht schreiben können und wir würden nie auf solche Texte kommen. Da haben wir halt gedacht, den müssen wir mal irgendwie anders verpacken, denn auf den Text achtet ja kaum einer. Und bei dem Song den wir gemacht haben, da ist das irgendwie so, dass jeder auf den Text achtet und da bekommt man erst so richtig mit wie geil der Text wirklich ist.

Wer kam auf die Idee "Die Beatsteaks spielen bei Euch zu Hause"? Ihr spielt ja Anfang Mai an drei Tagen bei einigen Fans sozusagen im Wohnzimmer.

Peter: Eastpack hat gemeint, dass wir mal was zusammen machen sollten und da sind wir ja generell nicht abgeneigt. Da haben wir gedacht, da müssen wir was Cooles machen, was uns Spaß macht und wo wir was an die Leute zurückgeben können. Also ich hätte es cool gefunden wenn meine Lieblingsband mal bei mir zu Hause aufgetreten wäre. Das ist ja auch nicht neu, die Hosen haben das ja auch schon gemacht. Wir haben dann gesagt, dass Eastpack die Fahrt und alles drum herum finanzieren soll und die Fans sollen sich per Mail oder Video bei uns bewerben. Dann fahren wir zu den Fans und spielen ein paar Songs bei ihnen im Wohnzimmer. Ich glaube da würde auch keiner schreiben, der uns absolut nicht mag.

Was kommt nach der Tour?

Bernd: Eventuell gehen wir demnächst mit A für zehn Tage nach England auf Tour, dann die Festivals und mal schauen was noch für Tourdaten anstehen. Außerdem wollen wir mal ein paar Cover-Songs aufnehmen und produzieren. Dann geht’s natürlich wieder los mit neuen Songs schreiben, das nächste Album planen und wieder ab ins Studio.

Nils Manegold






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