Reviews

For Lies I Sire

Label: Peaceville Records (2009)

So sentimental haben My Dying Bride seit einem guten Jahrzehnt nicht mehr geklungen. Die Großmeister (und Großmeisterinnen) der Melancholie haben die letzten Jahre des Stillstands genutzt und eine personelle Frischzellenkur hinter sich gebracht, die dem Oeuvre hörbar gut tut. Erstmals seit etwa zehn Jahren gibt es sogar wieder eine echte Geige zu hören. Die Songs auf „For Lies I Sire“ bringen all das, wofür My Dying Bride schon immer standen, genauestens auf den Punkt: Eine zentnerschwere Seele, die im Herbst des Lebens durch die Nebel der Ungemach trottet und sich dabei die Füße mit Schlamm besudelt.

Schon der Opener 'My Body, My Funeral' bringt es auf den Punkt. Wenn man dann noch so schön morbide aufgefordert wird 'Fall With Me', dann möchte man es um ein Haar tun! Zum Heulen wird es dann bei 'Echoes From A Hollow Soul'. Das Ergebnis wird dann auch mit dem Ausdruck "dark beauty" eher beschrieben als mit Depression. Es hat etwas von dem wohligen Gefühl, mit dem sich Teenager zuweilen gerne in Trauer reden (nennt man das nicht auch international "Weltschmerz"?). Dass es dann noch einmal fast Death Metal-mäßig wird ('A Chapter In Loathing') kommt etwas überraschend, da der aggressive, keifende Gesang sonst auf der Scheibe so nicht zu hören ist.

Fazit: Mit "For Lies I Sire" legen die Düstermetaller eines der stärksten Alben in ihrer Geschichte vor, bei dem sie gleichzeitig so variantenreich wie schon lange nicht mehr zu Werke gehen.

Frank Scheuermann






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