Label: Repertoire (1973/2018)
The Pretty Things waren eine Band, die es niemals kommerziell dorthin gebracht hat, wo andere sich dauerhaft aufgehalten haben. Dabei haben sie alles mitgebracht, was es dafür gebraucht hätte: großartige Songs, gute Instrumentalisten und einen sehr guten Sänger in Phil May. Phil May war damals so unerhört wichtig, dass David Bowie, der ein großer Fan von ihm war, dessen Telefonnummer in seinem eigenen kleinen Telefonbüchlein unter dem Namen "God" eingetragen hat. Soviel dazu. Nein, bei den Pretty Things stimmte auch die Attitude. Das Bad Boy Image war bis auf die damals vorstellbare Höchststufe getrieben.
Ganz in der Manier tobte man sich in dern Richtungen Rhythm'n'Blues im Garagensound und Psychedelic aus. Auch die weltweit erste Rockoper hatte man mit "S.F. Sorrow" veröffentlicht. Doch dann hing man irgendwie fest. Erst als der Glamrock auf Hochtouren lief, erbarmte sich Manager Peter Grant, ein ehemaliger Profiboxer, und nahm die Band unter seine Fittiche. Der Sound der Pretty Things wurde geradliniger, härter und ein Plattenvertrag bei Led Zeppelin's Swan Song Label war ratzfatz unter Dach und Fach. Das Cover zu ersten Platte in dieser Konstellation lie0 nur wenige Interpretationsspielräume: Eine spärlich bekleidete Frau, die sich auf einem Torpedo räkelt...
Die hier vorliegenden Aufnahmen stammen von den Promoauftritten zu dieser Veröffentlichunbf und enthalten daher extrem viele Wiederholungen. Ein Song ist sogar viermal vertreten. Das macht aber gar nichts, da mir diese Phase der Pretty Things persönlich die liebste ist und es sonst rein garnichts aus dieser Epoche zu hören gibt. Klasse Songs, toll gespielt von einem Lineup, das so nicht mehr lange existieren sollte. Schade, aber immerhin ist eine lange klaffende Lücke damit endlich geschlossen. Dass der dreifache Silberteller inklusive DVD mit den Aufnahmen vom deutschen Musikladen abgerundet ist, schadet der Freude ebenfalls nicht. Für Fans der 70s Pretty Things absolut UNVERZICHTBAR!
Frank Scheuermann
10/10