Reviews

The Eyes Of The Shadow

Label: DVS Records (2003)

Das Potential an erstklassigen Prog Formationen scheint immer noch nicht ausgeschöpft, den neuesten Beweis liefern Silent Edge ab, eine Band aus unserem holländischen Nachbarland. 6 Jahre ist es nun her, dass die Combo von Gitarrist Emo Suripatty und Keyboarder Minggus Gaspersz ins Leben gerufen wurde. Eine lange Zeit für die Entwicklung einer Debüt Scheibe, doch so viel sei vorweg genommen: Es hat sich gelohnt.

Überhaupt würde man ohne Infos gar nicht erst auf die Idee kommen, es hier mit einem Erstlingswerk zu tun zu haben. Silent Edge brillieren mit „The Eyes Of The Shadow“ zu (fast) jeder Sekunde, stilistisch hat man sich hierbei die ganz Großen (Dream Theater, Symphony X, Malmsteen) zum Vorbild genommen. Der Opener ,Through ,Different Eyes’ ist eines der wenigen Stücke, dass vom Gesamtniveau her etwas abfällt, doch schon beim folgenden Track ,Savage Symphony’ zeigen die Holländer, was sie drauf haben: Das Stück tendiert stark in Richtung Royal Hunt, ein flotter Track mit sehr guten Keyboard- und Gitarrenpassagen. Tempomäßig ähnlich veranlagt sind ,Under A Shaded Moon’ und das kongeniale ,Rebellion’, dass einen Instrumentalpart aufweist, der jeden Musiker zum verzweifeln bringen dürfte. Sowohl Keys als auch die Gitarren flitzen in einem Wahnsinntempo die Tonleiter rauf und runter, hier ist keine Sekunde zu lang. Auch wenn der letztgenannte Track eines der absoluten Highlights ist, überzeugen insgesamt vor allem die langsameren, atmosphärischen Stücke. Erwähnenswert hierbei die Halbballade ,Wasted Lands’, das akustische, mit spanischen Klängen versehene ,The Curse I Hold Within’ sowie das alles überragende ,Lost Conscience’: Die durchgehende Dramaturgie des Tracks, die klassisch gehaltenen Keys sowie der famose Gesang von Frontmann Willem Verwoert (der hier seine beste Leistung abliefert), machen aus diesem Song den puren Klanggenuss. Die Stärke der Band ist somit schnell auf den Punkt gebracht: Das richtige Gefühl für Melodien und Arrangements, zahlreiche Tempowechsel, die das Album auch beim x-ten Durchlauf noch spannend machen sowie eine gute Mischung auch klassischen, modernen und atmosphärischen Elementen. Und das alles, man kann es nicht oft genug sagen, auf einem Debütalbum.

„The Eyes Of The Shadow“ müsste in jeder Jahreswertung oben rangieren, Silent Edge gehören für mich mit dieser Scheibe zu den Newcomern des Jahres. Wer auf Neo Classic Metal steht, wird hiemit seinen Spaß haben.

Oliver Bender