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Still Climbing

Label: Mascot (2013)

Ganz schön schwer hat er es gehabt, der gute alte Leslie West. 68 Lenze zählt er mittlerweile und vor zwei Jahren musste er, kurz nach Fertigstellung seiner großartigen Scheibe "Usual Suspects", den vermutlich größten Verlust seines Lebens wegstecken: Bedingt durch Diabetes wurde ihm ein Bein amputiert. Für ihn schien es das Ende seiner Bühnenkarriere. Wie sollte auch ein ausdrucksstarkes Kraftpaket wie er vom Rollstuhl aus seinen Job als Shouter und grenzgenialer Gitarrist meistern? Die Zeit zum Aufhören schien gekommen.

Doch dann wurde er als Special Guest auf die Bühne gebeten und schlagartig war ihm klar, dass er ohne Bühnenluft nicht leben kann und der E´ntschluss war gefasst, ein neues Langeisen in Angriff zu nehmen. Und das liegt nunmehr mit "Still Climbing" vor. Der Titel ist eine Hommage an seine erste Platte mit seiner bahnbrechenden Band Mountain, die zwar 1969 zu den Sensationen des Woodstock Festivals gehört hatte, zu diesem Zeitpunkt aber noch ohne Veröffentlichung dastand. Diesem Zustand wurde 1970 umgehend mit der Scheibe "Climbing!" der Garaus gemacht. Dies ist nicht die einzige Selbstreferenz des aktuellen Longplayers. Mit "Long Red" covert er sich selbst - einem seiner Songs der Solo-Debüt-LP "Mountain" von 1969.

Von Woodstock hat er ebenfalls noch jemanden im Schlepptau: Der geniale texanische Bluesgitarrist Johnny Winter liefert großartige Slidegitarren, während Mark Tremonti eher den jüngeren mit seinen Powerchords ein Begriff sein dürfte. Überhaupt hat Leslie West wie schon beim Vorgänger "Usual Suspects" jede Menge Gastprominenz am Start, obwohl ein Schwergewicht wie er dies bestimmt nicht nötig hätte.

Unterm Strich bleibt eine sehr schöne Wohlfühlplatte zwischen Blues und Hardrock, die zwar nicht ganz an den Vorgänger heranreicht, jedoch trotzdem weit überdurchschnittlich gut unterhält.

Frank Scheuermann

8/10






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