Reviews

Collins, Bootsy
World Wide Funk

Label: Mascot (2017)

Bootsy Collins ist eine lebende Legende. Kaum ein anderer Bassist hat mit seinen eigenwilligen Grooves ganze Genres so geprägt wie er. Die komplette Funkszene der 7ßer Jahre wäre meines Erachtens nach ohne ihn überhaupt nicht denkbar gewesen. Dabei bewegte er sich immer zwischen zwei extrem gegensätzlichen Polen, die genau verdeutlichen, welche beiden Herzen in seiner Brust schlagen. In den 6ßern spielte er bei James Browns JBs und lernte dort Struktur, Disziplin und eine fast chirurgische Genauigkeit. Flankierend dazu lernte er den zweiten Mentor kennen, der mindestens im gleichen Maße musikalisch und noch weit darüber hinaus beim Image prägend werden sollte: George Clinton. Mit diesem spielte er bei Funkadelic (der ersten psychedelisch-garagenrockigen Band aus ausschließlich afro-amerikanischen Musikern), Parliament und den P-Funk Allstars. So diszipliniert wie Brown immer war, so anarchisch und chaotisch war Clinton. Das prägte Collins mindestens genauso wie die Musik. Dazu ein Kostümierungswahn, der den Menschen hinter seiner comichaften Bühnenpräsenz verschwinden ließ, und fertig war das Kunst- und Erfolgsprodukt Bootsy Collins. Auch eine Solokarriere hat er schon hingelegt und auch mit seiner eigenen Rubber Band so manches geleistet. Nun ist es nach sechs sehr langen Jahren mal wider Zeit für etwas Bootsy-P-Funk.

Auf "World Wide Funk" arbeitet sich Mr.  Groove Himself zusammen mit Freunden aus unterschiedlichsten Genres erwartungsgemäß vielseitig ab. Neben den üblichen Funhpassagen gibt es Beiträge von Iggy Pop und ex-Guns 'n Roses Gitarrist Buckethead, dazu Rapeinlagen, schillernde 70s Discoelemente.

Auch auf seine alten Tage lässt sich Bootsy auf seiner Funkmission von keinen Genrehrenzen einschränken und zelebriert ein Highlight für alle, die Musik mit offenen Ohren und ohne Scheuklappen hören. Für pure Metalheads ungeeignet, aber wer Mut hat, wird einige Highlights entdecken! Eine lohnende Suche steht bevor!

Frank Scheuermann

8/10