Konzerte

In Extremo
Boon

29.Dezember 2001

Kurz vor dem Jahreswechsel und der Einführung des Euro gaben sich die Berliner Mittelalterfreaks von In Extremo im Mannheimer Capitol noch einmal die Ehre um einen würdigen Abschluss des Jahres 2001 zu vollziehen. Für viele Fans wurde der Weg zur Halle aber zu einer einzigen Tortur, da arktische Zustände in der Region herrschten, die Strassen voll mit Schnee und Eis waren und der Mannheimer Räumungsdienst wohl Urlaub hatte. Auch unsere Redaktion hatte riesige Probleme, letztendlich kamen wir aber überpünktlich an der Halle an, um einen Parkplatz zu finden. Auch hier präsentierte sich Mannheim als sehr autofeindlich und wir mussten in einem sehr anrüchigem Viertel den Wagen abstellen, in der Hoffnung, ihn jemals wieder zu sehen. Aber nun zum eigentlich Wichtigem: dem Konzert.

Im Vorfeld hatten wir ein Interview mit der Band im Backstageraum, bei dem sich die Jungs leider als wortkarg und zu schlechten Späßen aufgelegt einfanden, was ich persönlich sehr bedauerte, da ich eigentlich viel von den Jungs halte. Nach kurzem Plausch (den ihr hier nachlesen könnt) hatte auch schon die Vorgruppe des Abends, die Band Boon angefangen zu spielen. Die Freunde von In Extremo - wie uns das "Letzte Einhorn" Michael vorher im Interview verriet - kamen auf Wunsch der Gruppe mit auf Tour und sollten den Leuten im zweistöckigen Capitol ordentlich mit ihrem New Brachial Noise Rock einheizen (sie selbst nennen ihren Musikstil so). Eine knappe Dreiviertelstunde dauerte der Gig und ein gewisser Funke sprang ohne Frage auf das Publikum über, obwohl der Musikstil absolut gar nichts mit dem von In Extremo gemein hatte. Trotzdem gefiel es den Leuten und nach gelungener Arbeit konnten die fünf Mannen von Boon die Bühne zufrieden und unter Applaus verlassen.

Nach nur kurzer Pause wurde dann auch schon die Bühne vernebelt und das Intro in Form eines Männergeplappers mit Hintergrundmusik erklang. Schon war riesige Stimmung in der sehr gut gefüllten Halle, selbst auf dem Oberrang, der ausschließlich aus Sitzplätzen bestand standen ein Großteil der Fans in heller Vorfreude von ihren Plätzen auf, die sie auch während des Konzertes nicht mehr einnahmen. Mit dem Ende des Intros und der Vorstellung der Band mit den Worten: "Meine Damen und Herren: In Extremo!" begleitet von einer Feuerfontäne in der Mitte der Bühne ging's dann endlich los und die 7 Jungs kamen ein ihren mittelalterlichen Kluften auf die Bühne. 'Stetit Puella' war der erste Song, gleich von der neuen Platte "Sünder ohne Zügel" mit dem sich In Extremo dem Publikum vorstellten. Von Beginn an hatten die zum Teil sehr gitarrenlastigen Songs ordentliche Power und eine angenehme Lautstärke. Einziges Manko am Sound war die Lautstärke der Dudelsäcke und Sackpfeifen, die durchaus hätten lauter eingestellt gewesen sein könnten. Trotzdem kam das Spiel der Sackpfeifen gut rüber und auch optisch durch einstudierte Choreographien, wie sich die Sackpfeifenspieler beim Einsatz zu bewegen hatten bestachen die Jungs aus Berlin. Songs wie 'Ai Vis Lo Lop' von der "Weckt die Toten" CD oder 'Der Rattenfänger' und 'Wind' von der aktuellen Scheibe wurden zum Besten gegeben und sorgten für keine Sekunde Langeweile. Tolle Lichteffekte, eine ausgewogene Songauswahl mit einem Mix aus allen CDs, ein gut aufgelegter Sänger Michael und der Rest der perfekt eingespielten und aufeinander abgestimmten Band trugen zur Erquickung der Seele an der mittelalterlichen Musik bei. Schade fand ich nur, dass die Gruppe 'Der Galgen' nicht gespielt hat und die Pyroshow aufgrund eines Feuerwehrverbotes fehlte, die Fans dafür durch im Vorfeld verteilte Wunderkerzen selbst für Feuereffekte sorgen sollten. Dies funktionierte aber leider nur mäßig, einzig bei 'Vollmond' und 'Gier' sah man mehr als nur vereinzelte Sprühlichter in der Menge. Trotzdem war das Konzert an sich eine weitere Reise als normal wert und ohne Bedauern der verfahrenen Kilometer und der aufgenommenen Strapazen konnten wir nach 2-maligen Zugaben der Band das Capitol verlassen und uns durch das verschneite Mannheim einen Weg nach Hause bahnen.

Thomas Schmitt