Konzerte

iO
Kojak

01.Oktober 2008

Nachdem sich Guano Apes quasi auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes aufgelöst hatten und Sandra Nasic eine Solokarriere anvisiert hatte, lag es an ihren ehemaligen Mitstreitern, die Herausforderung anzunehmen. Nachdem Anfang August das Debutalbum "For The Masses" an die heimischen Plattenläden ausgliefert worden war, musste logischerweise eine Tour folgen. Als Startpunkt wählte man das Weinheimer Cafe Central, eine liebenswert überschaubare Einrichtung mit massig Erfahrung im Konzertbetrieb und sympathischem Ambiente.

Doch bevor es für die ehemaligen "Affen" ernst wurde, musste der Support die Bretter, die die Welt bedeuten, entern. Da erst zehn zahlende Zuschauer anwesend waren, verschoben "Kojak" aus den USA ihren Auftritt um eine 1/4 Stunde. Ihr nettes Auftreten sicherte ihnen zwar die Sympathien des Publikums, aber lediglich zwei (oder in anderen Worten: satte 20% der Zuschauer!) ließen sich dazu bewegen, sich vor der Bühnen zu bewegen (verzeiht das doofe Wortspiel!). Ihr etwa 40 minütiger Auftritt wurde mit höflichem Applaus bedacht - jedoch nicht mehr.

Nach etwa fünfzehn Minuten Umbaupause kletterte der Topact auf die Bühne, nur um festzustellen, dass sich die Zuschauerzahl etwa verdoppelt hatte. Trotzdem zeigte der Vierer eine beeindruckende Spielfreude und Professionalität, indem er die anwesenden Fans nicht für die Abwesenheit der anderen bestrafte, wie ich das schon öfters bei anderen Interpreten erleben musste. Statt dessen überbot man sich in Ansagen, die betonten, wie sehr die Band diese Intimität liebt.

Spaß und Ernst hielten sich im Gefolge bei den Ansagen die Waage, während man dazwischen die Songs der aktuellen Scheibe und auch einige frisch komponierte Songs souverän und mehr als kompetent zum Besten gab. Der Song "Legacy" wurde mit den Worten eingeleitet, dass er von allen Fehlern des US Präsidenten G.W. Bush handle. Aus dem Publikum wurde der Band dann die Frage zugeworfen, ob es sich denn um eine Rock-Oper handle... Ebenfalls bei diesem Song baute die Band absichtliche Spielfehler ein, um auf humorvolle Art die Musiker vorzustellen. Die neuen Songs waren sehr rockig, wussten durchweg zu gefallen und stellten für mich zu einem guten Teil sogar die Highlights dar. Wenn das ganze neue Material so ausfällt, wird es iO nicht schwer fallen, ihr tolles Debut noch einmal zu toppen.

Nach etwa 70 Minuten endete ein wundervolles Konzert, das deutlich mehr Zuschauer verdient gehabt hätte. Der Professionalität aller Beteiligten ist es zu danken, dass für Besucher und Band unterm Strich eine tolle Party blieb. Bleibt zu hoffen, dass die Tour sich auch in finanzieller Hinsicht für diese klasse Band noch deutlich mehr lohnen wird.

Frank Scheuermann