Konzerte

Manowar
Kingdom Come, Holy Hell, Domain, Die Sklaven, etc.

17.Juli bis 18.Juli 2009

Magic Circle Festival - Loreley 17.-18.7.2009

Die Magic Circle Festivals haben im Lauf der letzten Jahre für reichlich Kontroversen in der Metalgemeinde gesorgt. Daran dürfte sich auch durch den diesjährigen Beitrag von der Loreley erst einmal wenig geändert haben. Zunächst einmal waren da die mehr als gepfefferten Eintrittspreise, wenn man bedenkt, dass man für gerade einmal einen Tag echten Musikprogramms und einige extrem überschaubare "Attraktionen" am Vortag etwa 85 Euro abdrücken durfte. Die Preise für die Premiumtickets, die auch ein Treffen mit der Band einschlossen, wollen wir hier im Hinblick auf die schwachen Nerven mancher Leser besser verschweigen. Es sei nur soviel gesagt: Es handelte sich um ein Vielfaches des normalen Eintrittspreises. Das Programm am eigentlichen Haupttag las sich mit seinen zwölf Bands gar nicht einmal schlecht. Im Rahmen von True Metal wurde dem Fan nominell wirklich einiges geboten, zumal Bands, die man so noch nie oder schon lange nicht mehr auf europäischen Bühnen erleben durfte.

So machten denn DIE SKLAVEN um die Mittagszeit zu extrem unmetallischen Witterungsbedingungen das Beste aus dem Openingslot vor noch recht übersichtlich angeordneten Headbangern an altehrwürdiger Stelle und ernteten für ihren Mut höflichen Applaus. Als Zweites durften die Metalbubis von AGE OF EVIL auf die Bühne. Nach ihrem formidablen Debüt von letztem Jahr konnten sie auch live zeigen, dass sie schon die eine oder andere Lektion gelernt haben. Danach enterten CRYSTAL VIPER die Bretter, die die Welt bedeuten. Sie legten sich mächtig ins Zeug und konnten immerhin einen Achtungserfolg verbuchen. Im Anschluss  kam der erste echte Höhepunkt. Die deutschen Echtmetaller von WIZARD gaben alles und konnten erstmals an diesem Tag so etwas wie richtige Stimmung verbuchen. Daran änderte auch der erste massive Regenguss des Festivals nichts. Der hielt auch während des ersten Deutschlandauftritts von Virgin Steele Gründer Jack Starr seit Ewigkeiten an, konnte aber die Stimmung und das Feuer von BURNING STARR nicht löschen. Mir stellte sich nur die Frage, wozu ein Gitarrist von Herrn Starrs Qualitäten noch zwei Rhytmusgitarristen benötigt. Aber egal, mir lief der Gig hervorragend rein, da man solche Musik seit etwa zwanzig Jahren im Normalfall fast nicht mehr geboten bekommt. Danach wurde erstmals an diesem Tag die Textzeile "Other bands play - Manowar kill!" intoniert. Doch handelte es sich mitnichten um die echten "Kings Of Metal", sondern um die deutsche Acapella Metalband VAN CANTO, die auf Nummer sicher gingen und die zahlreichen Manowar Fans mit ihrer genialisch-abstrusen Version dieses Klassikers auf ihre Seite zu ziehen wussten. Hier gab es dann deutlich mehr Applaus als bisher zu hören war. Auch das Bandmotto "Rakkattakka Mother Fucker!" wurde freudig von den Fans intoniert. Danach ging es quasi ohne Umbaupause weiter (es mussten ja immerhin keine Verstärker entfernt werden!) und METALFORCE bauten erst einmal zwei Gummischwerter im Gummistein auf der Bühne auf (Was passiert eigentlich, wenn jemand diese beiden Dinger aus dem Stein ziehen kann? Wachsen ihm dann Segelohren und eine alte Lady im Buckingham Palace fällt tot um? Fragen über Fragen!). Die Bühne war also gerichtet für eine - ähem - klischeefreie Metalperformance. Aber innerhalb des Genres True Metal feuerten die Jungs ein beeindruckendes Hitfeuerwerk ohne Schwachpunkte ab und wurde dafür verdient mit Applaus bedacht. Etwas schwerer hatten es danach Axel Ritt und seine Mannen von DOMAIN. Der epische und zuweilen gigantomanischen Heavy Metal, der kaum über tragende Riffs verfügt und sich zuweilen in Virtuosität verliert, wollte bei den anwesenden Metallern nicht so recht zünden. Mit weiblichem Gesang warteten danach HOLY HELL auf. Im Vorfeld war mir Schlimmstes von der Sängerin berichtet worden, was sich dann aber Gott sei Dank nicht bewahrheitet hat. Optisch und akustisch bot die Band einiges, was man zuvor vermissen musste.

Apropos optisch...ULYTAU, mit Sicherheit die Band mit dem ungewöhnlichsten Anreiseweg, steckten von Kopf bis Fuß in traditionellen Kostümen aus Kasachstan und boten eine instrumentale Crossoverversion aus Heavy Metal und zentralasiatischer Volksmusik. Wenn man bedenkt, dass die Exoten mit der gleichen Show auch bei der internationalen Volksmusikhitparade oder dem Eurovision Song Contest hätten antreten können, war die Reaktion der Metaller im Publikum schon erstaunlich positiv. Die ungewöhnliche Band wurde heftigst gefeiert (wohl auch zu ihrer eigenen Verwunderung!), auch wenn einige skeptische Menschen die "Zugabe"-Rufe mit dem in Sprechchören ähnlich klingenden Ruf "Flughafen" konterten.

Danach wurde es richtig ernst, da mit KINGDOM COME der Co-Headliner in den Startlöchern stand. Mit einer souveränen Vorstellung ihres stark an Led Zeppelin orientierten traditionellen Hardrocks rissen sie zwar keine großen Bäume aus, aber der große Knaller 'Do You Like It', der auf mehr als zehn Minuten ausgedehnt wurde, ließ die Menge begeistert zurück.

Nun mussten die Gastgeber ran und ließen sich auch prompt fast eine Stunde Zeit für den Soundcheck. Das erschien nach den zehnminütigen Intermezzi bei den Bands zuvor als unerhört lange Pause. Doch dann, die letzten Lichtstrahlen waren gerade am Horizont verschwunden, legten die "Kings Of Metal" los. Die Setlist entsprach erst einmal dem, was man als Fan von einer "Best Of" erwarten könnte. Und ganz traditionell wurde die Show nach etwa 90 Minuten mit 'Hail And Kill' beendet. Dazwischen gab es fünf Minuten Gesangssolo und zehn Minuten Basssolo von Joey DeMaio. War da nicht noch etwas? Hatte man uns nicht im Vorfeld die Weltpremiere der 'Asgard-Saga' zusammen mit Wolfgang Hohlbein versprochen? Ich hatte mich schon auf einen ungewöhnlichen Abend aus Heavy Metal und Fantasy Lesungen gefreut! Macht ja nix, immerhin sagte uns Eric Adams mehrfach, wie toll es für ihn sei, dass Manowar genau an dieser wundervollen Stelle in Deutschland spielen dürfe, wo eine Burg neben der anderen stünde. Und dann - erneut Licht auf der Bühne. Joey erklimmt mit einem Mikrophon bewaffnet erneut die Szene und hält seine übliche Predigt über Heavy Metal im Allgemeinen und Manowar im Besonderen. Danach übelste Attacken gegen die Betreiber des Loreley-Geländes, die durch übertriebene Bierpreise die Manowar Fans abzocken. Manowar hätten aus Protest dagegen ihren Merchandisingbereich außerhalb aufgebaut. Zum nächsten Magic Circle Festival könnten sich die Fucking Betreiber ihre Fucking Location in ihren Fucking Hintern stecken und ihr Fucking Bier selbst trinken, da man seitens Manowar lieber ein eigenes Amphiteater bauen werde, als diesen Fucking Bastards auch nur einen weiteren Euro aus den Taschen der treuen Manowarfans zu gönnen. Danach gab es noch die übliche Journalistenschelte, da "diese Bastards den Fans versuchen vorzuschreiben, wie das Konzert gewesen" sei. Ja, Joey, ist recht. Und jetzt nimm deine Pillen. Danach präsentierte er Wolfgang Hohlbein und ich freute mich, nun endlich die heiß ersehnte Lesung aus der 'Asgard Saga' zu bekommen. Statt dessen erklärte uns der langharige Autor nur mit wenigen Worten, warum er nichts lesen werde. Immerhin spielten dann Manowar noch die Nummern der jüngst erschienenen EP und verließen dann gegen 1.00 Uhr die Bühne. Die komplette Setlist liest sich übrigens folgendermaßen:

01. Manowar
02. Blood Of My Enemies
03. Hand Of Doom
04. Brothers Of Metal
05. Call To Arms
06. Heart Of Steel
07. Sleipnir
08. Loki God Of Fire
09. Kings Of Metal
10. The Gods Made Heavy Metal
11. Fast Taker
12. Warriors Of The World United
13. Kill With Power
14. Hail And Kill
15. Thunder In The Sky
16. Let The Gods Decide
17. Father
18. Die With Honour
19. God Or Man

Unterm Strich war es ein schönes Festival, das einiges zu bieten hatte. Aber Joey sollte langsam einmal darüber nachdenken, ob er die Grenze zur Parodie nicht längst überschritten hat, da seine Wortbeiträge streckenweise schon weit jenseits von Spinal Tap angesiedelt waren. Und mittelfristig tut er sich und seiner Band mit dieser Art keinen großen Dienst. Zur abschließenden Erläuterung noch ein kurzer Dialog zwischen mir und unserem Photographen Oliver Werner:
FS: "Und - hast Du auch eine Aufnahme von Joeys Ego gemacht?"
OW: "Ging nicht, auf meiner Speicherkarte sind nur 8 GB Platz!"

Damit ist alles gesagt.

Frank Scheuermann