Konzerte

Rhapsody
Angel Dust, At Vance

12.April 2002
Hafenbahn, Offenbach

Mit der oben genannten Formation tourt zur Zeit ein flotter Dreier durch die Lande. Ich habe es selten erlebt, dass kurz vor Konzertbeginn sich so eine große Schlange vor der Hafenbahn tummelte. Auf Grund des großen Andrangs verzögerte sich auch der Beginn um etwa 20 Minuten nach hinten.

Erwartungsgemäß betraten At Vance als erste Band die Bühne. In den folgenden knapp 40 Minuten legten die Jungs um Frontman Oliver Hartmann einen ordentlichen Auftritt hin. Logischerweise standen die Songs vom neuen Album „Only Human“ im Mittelpunkt, von dem man neben dem Titelsong auch den starken Opener ‚When Time Has Come’ und ‚Take My Pain’ zu hören bekam. Der stimmlich gut aufgelegte Sänger brachte die Vocals klar und prägnant und rüber, die Backgroundstimmen wurden von Olaf Lenk (g) und Sascha Feldmann (b) übernommen. Der Spaß, den die Band auf der Bühne vermittelte kam auch beim Publikum gut an, die bei einigen Songs ebenfalls ihr Organ testeten. Am Besten hat mit ‚Dragonchaser’ gefallen, ein schneller kraftvoller Track. Ein weiterer Song dieser Klasse (,Witches Dance’?) hätte mit Sicherheit nicht geschadet. Bis auf eine paar technische Probleme (Rainald König musste seine Gitarre kurzfristig austauschen) gab’s nicht allzu viel zu beanstanden, auch wenn die Band vielleicht noch etwas mehr aus sich heraus gehen könnte. Alles in allem ein gelungener Auftritt von At Vance, die auf dieser Tour den ein oder anderen Anhänger hinzugewonnen haben dürften.

Ein ganz anderes Kaliber sind da schon Angel Dust. Als die Dortmunder die Bühne betraten, flogen von Anfang an die Fetzen. Das Dirk Thulisch ein modisch bewusster Mensch ist, stellte er auch diesmal wieder unter Beweis. Konnte man ihn auf der letzten Tour mit Lefay noch mit Cowboyhut bewundern, betrat er die Bühne diesmal mit einer Mütze, derer er sich angesichts der fast schon traditionell hohen Luftfeuchtigkeit in der Hafenbahn schnell entledigte. Die Mucke von Angel Dust ist sicherlich wie keine zweite zum abbangen geeignet. Dementsprechend sah man bei den ersten Songs ‚Inhuman’ und ‚The Human Bondage’ auch nur noch Haare durch die Luft fliegen, angetrieben von einem donnernden Riffgewitter und dem Doublebass von Drummer Dirk Assmuth. Erfreulich, dass man mit ‚Border Of Reality’ und ‚Nightmare’ auch zwei ältere Stücke zu hören bekam, die an punkto Aggressivität den restlichen Songs in nichts nachstanden. Genial auch die Gesangseinlagen vom neuen Bandgitarristen Ritchie Wilkison bei ‚Unreal Soul’, die fast schon Death Metal Qualitäten aufwiesen. Zu guter letzt durften natürlich die absoluten Killersongs ‚Bleed’ und ‚Cross Of Hatred’ nicht fehlen, bei denen Dirk Thulisch alles aus sich rausholte und in beeindruckender Manier seine Stimmbänder bis zum äußersten trieb. Angesichts der lautstarken „Angel Dust“ Sprechchöre erübrigt sich eigentlich jeder weitere Kommentar. Ein wirklich mitreißender Livegig, der die Stimmung ein ums andere Mal zum Kochen brachte.

Es fällt mir recht schwer, den Auftritt von Rhapsody zu beurteilen. Ich würde die Italiener gerne einmal mit einem Orchester spielen sehen. Weil das natürlich aus finanziellen Gründen nicht möglich ist, kommt man nicht drum herum, gewisse Elemente einzuspielen, und dass sind bei Rhapsody nicht gerade wenig, deswegen erspare ich mir mal auch den Kommentar zum Sound. Rein von den Showelementen kann man der Band wahrlich nichts vorwerfen. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals ein so langes Intro gesehen zu haben, bei dem natürlich die Einleitung in die „Emerald Sword Saga“ im Mittelpunkt stand. Das Ganze hatte teilweise den Hauch ein sagenhaften Inszenierung. Als die Italiener die Bühne betraten hatten sie das Publikum von Anfang an auf ihrer Seite, jeder Song wurde frenetisch mitgesungen und bejubelt, dementsprechend folgte auch ein Kracher nach dem nächsten wie z. B: ,Holy Thunderforce’ ,Knightrider Of Doom’ oder Wisdom Of The Kings’ um nur mal einige zu nennen. Fabio Leone machte einen exzellenten Job und brachte die Songs ausdrucksstark und leidenschaftlich rüber, Gitarrist Luca Turilli war kaum zu bremsen und strapazierte seine Nackenmuskeln aufs Schärfste. Drummer Alex Holzwarth (der vor einigen Wochen auch auf der Kamelot Tour zu sehen war) lief wieder mal zur Höchstform auf und lieferte auch ein klasse Drumsolo ab. Patrice Guers ließ sich ebenfalls nicht lumpen und bot den Fans ein grandioses Bass-Solo, das ich persönlich als eines der Highlights verbuchen würde. Logischerweise durfte eine Zugabe nicht fehlen, die mit ‚Dawn Of Victory’ und ‚Power Of The Dragonflame’ noch zwei echte Highlights parat hatte. Zum Schluss bekamen die Fans auch noch mal das legendäre Schwert zu sehen, bevor sich die Band mit den letzten Worten des Erzählers aus Offenbach verabschiedete und ein begeistertes Publikum hinterließ.

Oliver Bender