Konzerte

Dying Fetus
Skinless, Dead To Fall

04.Mai 2007

Im Zuge ihrer Europa-Tour fanden sich Dying Fetus und Mannen in Karlsruhe ein um ihre Tour zu starten. Die ersten Konzerte liefen dann zugleich noch unter dem "Never Say Die"-Fest ab, was zur Folge hatte, dass sich abgesehen von üblichen Bands ein paar mehr dazu gesellten. Hier waren es: War From A Harlots Mouthm Ion Dissonance, Cattle Decapitation, Dead To Fall, Skinless und Dying Fetus. Ursprünglich waren sogar sieben Bands angekündigt, aber eine musste kurzfristig absagen.

Zu den ersten beiden Bands, die sich im Metalcore Breich herumtreiben, fällt es mir schwer etwas drüber zu schreiben, da sich mir noch kein Zugang zu dieser Sparte aufgetan hat, trotzdem versuche ich es.

Den Opener des Abends stellten die Herren von War From Harlots Mouth dar, Berliner Jungs, deren Spielweise verspielt stellenweise aber auf technisch höchstem Niveau befand. Zu dem schafften die Herren die Symbiose zwischen Thrash-, Death- und Hardcore plus ein paar weitere Stilrichtungen zu verbinden - in gewohnter Metalcore Manier. Ab und an kamen einen Gedanken an Phil Anselmo und Konsorten in das Gehirn geschossen, was für meine Wenigkeit das Dargebotene sehr erträglich gestaltete. Trotzdem trug dieser Gig nicht dazu bei mir den Metalcore Bereich näher zu bringen!

Als nächstes erklommen die Herren von Ion Dissonance, aus Montreal stammend, die Bühne und weiterer Versuch startete mir den Metalcore näher zu bringen. Schon mal vorweg genommen, sie schafften es nicht. Ohne schlechtes Gewissen geben ich zu, dass ich wegen der letzten vier Bands Vorort war. It is, as it is! Die Herren versprühten ein interessantes Gemisch, welches stimmiger und schlüssiger war als das ihrer Vorgänger. Auf die Ohren gab es eine gute Bassline, dazu noch ein, nennen wir es extrovertiertes, Schlagzeugspiel. Bei den 6-Saitern musste man aber Abstriche machen. Manchmal entstand das Gefühl, dass die Herren lediglich ihren Instrumenten die große weite Welt zeigten. Man war weit davon entfernt von einem Hook- oder Rifffeuerwerk zu sprechen.

Nun kommen wir endlich zu den Todesblei-Gefilden und da fällt einem das schreiben doch schon viel leichter, sprich wir kommen zu Cattle Decapitation. Kaum waren die ersten Takte erklungen, konnte schon eine bessere Stimmung innerhalb des Clubs ausgemacht werden. Die leeren Flecken, die sich ohne Probleme mit Quadratmeterangaben hätten errechnen lassen, wurden von willigen Metalheads erobert. Deathgrindenderweise ging es los und voll auf die Mütze, die Herren versprühten Spielfreude, Engagement und fluteten zum ersten mal an diesem Abend den Raum mit Blastbeats. Bei den Ansprachen bzw Soingansagen entpuppte sich der Frontmann als ein Freund des Witzes und entgegen seiner Musik auch als charmanten Kerl. Grindwalzen a la erstes Güte, die ich erwähnt wissen möchte waren: 'The Decapitation Of Corpses' oder auch 'Bukkake Tsunami'. Nach 45 Minuten war leider schon die Show vorbei aber man durfte hoffen, denn danach sollte Dead To Fall die Bühne erklimmen…

Mit Dead To Fall kam eine Band auf die Bühne, welche auch ihr neues Album mit im Gepäck hatte und den einen oder anderen Song von dem selbigen zum Besten gab. Begrüßt wurde die Festgemeinde mit den fröhlichen Worten "We're Dead To Fall, smoke some fuckin' shit!"! Und schon ging es los, dass die Herren es der Festgemeinde mit ihrem Prog Death nicht leicht machten liegt in der Natur der Sache, wobei bei einem Live Gig die Doomparts noch tiefer und grooviger rüberkamen erfreute den geneigten Zuhörer doch sehr. Moshpits ohne Ende, die den Securities schon manch Schweißperle auf die Stirn trieb sollten für den Rest des Abends keine Seltenheit bleiben. Gut, wir im Photograben mussten uns dann noch kleiner machen und den Herren im Publikum fiel es um ein vielfaches schwerer Bilder zu machen, aber irgendetwas ist ja immer, nicht wahr? Auf das Ohr bekam man unter anderem 'Eternal Gates Of Hell' von ihrem 2002er Album als auch einige Songs von ihrem aktuellen Album (Release war 2006) "The Phoenix Throne". Alles in allem ein gelungener Auftritt und wie man an den Merchandisestand nach dem Gig bemerken durfte haben sich die Herren den ein oder anderen Fan noch dazu gewonnen!

Nun war es aber Zeit für Skinless. Die Herren aus der neuen Welt sammelten sich auf der Bühne, der Frontmann mit einer Gasmaske ausgerüstet, die Instrumente begannen zu spielen und der Sänger machte flugs erst einmal einen Ausflug in die Menge, Crowdsurfenderweise um gleich nach seiner Rückankunft auf der Bühne sich der Maske zu entledigen und mit ihrem schönen Death-Grindcore die Anwesenden zu verzückend. Harte, brachiale Riffs, zermürbender Gesang, blastendes Schlagzeug - ein Genuss für Augen und Ohren. Besonders imponiert hat mich die Tatsache, dass die Songs im Vergleich zu den käuflichen Tonträgern wesentlich härter als auch schneller gespielt wurden. Was aber der ganzen Show nicht zum Nachteil gereichte, eher im Gegenteil…Abgesehen von den Songs 'Tampon Lollipops', 'The Optimist', 'Crispy Kids', ‚Tug Of War Intestines' oder auch 'Overlord' bekam der geneigte Fan noch eine Lektion in Sachen Moshpit und dessen verschiedenen Varianten. Es wurde die Tsunami-Wall-Of-Death eingeübt oder auch die Skinless-Zombie-Wall-Of-Death, letztere orientierte sich an dem M. Jackson Video 'Thriller'. Skinless versprühte Spaß ohne Ende und auch die Stagediver waren keine Belastung sondern viel mehr ein fester Bestandteil deren Show. Um mit den Lobeshymnen zu Enden noch eine kurze Szene: Ein Fan stürmt die Bühne und hebt den Sänger hoch, er trägt ihn kurzweilig auf beiden Händen und der Sänger grinded fröhlich weiter. Ein Genuss für Augen, Ohren und Lachmuskeln. Leider endete auch dieser Auftritt viel zu früh. Aber eine Band stand ja noch aus…

Dying Fetus, nach einer viel zu langen Umbauphase, wie so oft wenn der Headliner des Abends spielen soll, eroberten die Herren die Bühne. Ernste Mienen blickten in das Publikum, Konzentration lag in der Luft…Wie sollte es anders sein, der Opener war 'Homicidal Retribution' von ihrem neuen Output "War Of Attrition". Humorlos legten die Herren wie die sprichwörtliche Feuerwehr los, ohne dass dies eine Kritik sein sollte. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk passte jeder Stick auf das Fell, jeder Finger war auf der richtigen am richtigen Bund, jeder Ton wurde wie gewünscht getroffen. Man muss hierbei von Perfektion sprechen, es gab kein unnötiges Gespräch mit der Festgemeinde, harte und infernalische Musik wurde, wie vom Publikum gewünscht, dargeboten. 'Raping The System', 'Fate Of The Condemned' aber auch ältere Stücke aus der Schaffenskraft der Herren wie 'Killing On Adrenaline', 'Venegance Unleashed' oder auch 'One Shot One Kill' wurden dem Publikum geboten. Aber auch dieses mitreißende Konzerte endete, wiederum viel zu früh, aber nach solch einem extatischen Auftritt der Herren die wirklich alles aus sich raus holten muss man sagen, Ok Jungs, ist gut, ihr habt euch jetzt eure Ruhe verdient! Hart und unnachgiebig waren Dying Fetus - dieses Konzert wird man sobald nicht vergessen können!

Alles in allem, mein Unverständnis für Metalcore mit einbezogen, war das "Never Say Die"-Fest ein gelungenes wahres Fest für die Metalgemeinde. Sieht man mal nur Dead To Fall oder Cattle Decapitation oder geht weiter zu den extremst unterhaltsamen Herren von Skinless, allein dies hätte schon gereicht um den Abend als gelungen anzusehen aber dann noch Dying Fetus in Höchstform, ein richtiges Brett. Der Eintrittspreis war auf jeden Fall gerechtfertigt. Man darf gespannt sein wer wohl als nächster Superakt spielen wird!

Car Sten